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Darm in Balance: Wie Sie mit der richtigen Ernährung Entzündungen vorbeugen

Der Darm ist weit mehr als ein Verdauungsorgan – er spielt eine zentrale Rolle im Immunsystem, beeinflusst unsere Psyche und beherbergt Billionen Mikroorganismen, das sogenannte Mikrobiom. Dieses fein austarierte System reagiert äußerst sensibel auf äußere Einflüsse – allen voran auf unsere Ernährung.
Immer mehr wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder auch das Reizdarmsyndrom in engem Zusammenhang mit unserer Ernährungsweise stehen. Doch die gute Nachricht ist: Durch gezielte Anpassungen lässt sich nicht nur das Risiko für entzündliche Prozesse im Darm reduzieren – manche Beschwerden können sogar gelindert oder stabilisiert werden.
Was begünstigt Entzündungen im Darm?
Besonders die sogenannte westliche Ernährung, die reich an rotem und verarbeitetem Fleisch, Zucker, gesättigten Fettsäuren und Fertigprodukten ist, fördert Entzündungen im Verdauungstrakt. Studien zeigen, dass ein hoher Konsum dieser Lebensmittel mit einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmschleimhaut („Leaky Gut“) und verstärkten Immunreaktionen in Verbindung steht. [9]
Die richtige Ernährung – entzündungshemmend und mikrobiomfreundlich
Im Gegensatz zur westlichen Ernährung wirkt eine pflanzenbetonte, naturbelassene Kost entzündungshemmend. Eine Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Nüssen und gesunden Fetten ist, fördert nicht nur die Stabilität der Darmbarriere, sondern auch die Diversität der Mikrobiota. [3,6]
Besonders positive Effekte zeigt die mediterrane Ernährung, die all diese Elemente betont und mehrfach mit einem verringerten Risiko für entzündliche Darmerkrankungen in Verbindung gebracht wurde. Ein zentrales Element dieser Ernährung ist der regelmäßige Konsum von fettreichem Fisch wie Lachs oder Makrele, die wertvolle Omega-3-Fettsäuren liefern – bekannt für ihre entzündungshemmenden Eigenschaften. [1]

Ballaststoffe – das tägliche Futter für gesunde Darmbakterien
Ballaststoffe aus Gemüse, Vollkorn, Hülsenfrüchten und Obst sind nicht nur verdauungsfördernd, sondern wirken auch antiinflammatorisch. Sie dienen als Präbiotika, das heißt als Nahrung für „gute“ Bakterien, die im Dickdarm daraus kurzkettige Fettsäuren wie Butyrat produzieren – ein wichtiger Schutzstoff für die Darmschleimhaut. [2,7]
Eine 2023 veröffentlichte Metaanalyse zeigt, dass eine ballaststoffreiche Ernährung das Risiko für Morbus Crohn senken und bei bereits Erkrankten die Entzündungswerte positiv beeinflussen kann. [8]
Fermentierte Lebensmittel: Probiotika aus der Küche
Auch fermentierte Lebensmittel leisten einen wertvollen Beitrag zur Darmgesundheit. Lebensmittel wie Joghurt, Kefir, Sauerkraut und Kimchi enthalten lebende probiotische Kulturen, die das Wachstum nützlicher Darmbakterien fördern und die Darmbarriere stärken. [11]
Diese Wirkung ist besonders bei Menschen mit gestörter Mikrobiota (z. B. nach Antibiotikatherapie oder bei Reizdarmsyndrom) von Bedeutung. Probiotika helfen zudem, das Gleichgewicht zwischen entzündungsfördernden und -hemmenden Immunzellen im Darm zu regulieren.
Psychische Gesundheit als festen Bestandteil der Versorgung verstehen
Nicht nur was, sondern auch wie wir essen, hat Einfluss auf die Darmgesundheit. Über die sogenannte Darm-Hirn-Achse kommunizieren Verdauungssystem und Gehirn fortwährend miteinander.
Chronischer Stress, unregelmäßiges Essen und Schlafmangel verändern nachweislich die Zusammensetzung des Mikrobioms und können Entzündungsprozesse im Verdauungstrakt verschärfen. [4] Achtsames Essen, feste Essenszeiten und bewusste Pausen gehören daher ebenso zur darmfreundlichen Lebensweise wie gesunde Lebensmittel.
Ernährung als Schlüssel zur Darmgesundheit
Eine darmfreundliche Ernährung ist reich an natürlichen, vielfältigen Lebensmitteln und arm an industriell verarbeiteten Produkten. Wer zu Obst, Gemüse, Vollkorn, Hülsenfrüchten, fermentierten Produkten und gesunden Fetten greift – und zugleich Zucker, verarbeitete Fette und rotes Fleisch reduziert – tut aktiv etwas gegen Entzündung im Darm. Das Ziel ist keine Diät, sondern eine nachhaltige, entzündungshemmende Lebensweise.
Literatur
- Barber, T. M., Kabisch, S., Pfeiffer, A. F. H., & Weickert, M. O. (2023). The effects of the Mediterranean diet on health and gut microbiota. Nutrients, 15(9), 2150. https://doi.org/10.3390/nu15092150
- Caetano-Silva, M. E., Rund, L., Hutchinson, N. T., Woods, J. A., Steelman, A. J., & Johnson, R. W. (2023). Inhibition of inflammatory microglia by dietary fiber and short-chain fatty acids. Scientific Reports, 13, Article 2819. https://doi.org/10.1038/s41598-023-29955-9
- Fu, J., Zheng, Y., Gao, Y., & Xu, W. (2022). Dietary fiber intake and gut microbiota in human health. Microorganisms, 10(12), 2507. https://doi.org/10.3390/microorganisms10122507
- Konturek, P. C., Konturek, K., & Zopf, Y. (2020). Stress und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. MMW – Fortschritte der Medizin, 162(Suppl 5), 3–6. https://doi.org/10.1007/s15006-020-0657-7
- Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums. (2022, 31. Oktober). Risiko für Darmkrebs durch stark verarbeitete Lebensmittel: Grad der Verarbeitung hat Einfluss. https://www.krebsinformationsdienst.de/aktuelles/detail/risiko-fuer-darmkrebs-durch-stark-verarbeitete-lebensmittel
- Özdemir, A., & Buyuktuncer, Z. (2024). Dietary legumes and gut microbiome: A comprehensive review. Critical Reviews in Food Science and Nutrition. https://doi.org/10.1080/10408398.2024.2434725
- Russo, D. (2025, February 14). The gut-pain connection: How butyrate from gut bacteria may ease chronic pain. Columbia Pain Management, P.C. https://columbiapain.org/the-gut-pain-connection-how-butyrate-from-gut-bacteria-may-ease-chronic-pain/
- Serrano Fernandez, V., Seldas Palomino, M., Laredo-Aguilera, J. A., Pozuelo-Carrascosa, D. P., & Carmona-Torres, J. M. (2023). High-fiber diet and Crohn’s disease: Systematic review and meta-analysis. Nutrients, 15(14), 3114. https://doi.org/10.3390/nu15143114
- Thieme. (n.d.). Leaky Gut: Von geschwächten Barrieren. https://natuerlich.thieme.de/therapieverfahren/naturheilverfahren/detail/leaky-gut-von-geschwaechten-barrieren-864
- Verbraucherzentrale. (2024, 20. Juni). WHO: Verarbeitetes Fleisch krebserregend? https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/who-verarbeitetes-fleisch-krebserregend-12300
- Weaver, J. (2021, July 12). Fermented-food diet increases microbiome diversity, decreases inflammatory proteins, study finds. Stanford Medicine News Center. https://med.stanford.edu/news/all-news/2021/07/fermented-food-diet-increases-microbiome-diversity-lowers-inflammation.html
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